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Gefühlsachterbahn – Abenteuer Philippinen

Ein Bericht von Selina Hohl

Eine neue Nachricht erscheint auf meinem Handydisplay: „Wir haben gebucht!“. Ich bin überfordert und kann meine Gefühle und Gedanken im ersten Moment nicht einordnen. Passiert das gerade wirklich oder träume ich? Ich fliege auf die Philippinen!

Eine erste Vorfreude fängt an zu wirken, im nächsten Moment macht sich Angst in mir breit und ich stelle mir viele Fragen: Wie kann ich die Kinder glücklich machen? Fühle ich mich in einem so fremden Land wohl, ganz weit weg von meiner Familie? Sieht das Fatima Center aus, wie auf den Bildern? Wie sind die Hygienebedingungen? Was gibt es zum Essen? Was heißt es wirklich, auf den Philippinen zu wohnen? Versteht sich die Reisegruppe untereinander? Komme ich mit den Kulturunterschieden klar und wie kann ich das Erlebte verarbeiten? Viele Fragen, auf die ich erstmal keine Antwort habe.

Ich muss nur in den Flieger steigen, mich auf das Abenteuer einlassen und schon ganz bald werde ich Antworten auf meine ganzen Fragen bekommen. Die Zeit bis zum Abflug vergeht schneller als gedacht und schon ganz bald geht die große Reise los. Letzte Erledigungen werden getätigt und die ursprünglichen Zweifel verfliegen wie von Zauberhand. Ich empfinde nur noch pure Freude und Aufregung. Ich bin bereit und endlich geht es los! Voll gepackt mit Gastgeschenken, Schokolade, Schulsachen, Medikamenten, Kuscheltieren, Saatgut und vielem mehr können wir unsere Reise am 28. Februar starten!

Erleichterung macht sich in mir breit, als wir gemeinsam mit unserer Reisegruppe auf dem Weg nach Frankfurt sind! Die Harmonie innerhalb unserer Gruppe spüre ich sofort, auch wenn wir uns am Tag der Abreise das erste Mal gemeinsam zusammengefunden haben! Außerdem darf ich diese besondere Reise gemeinsam mit meinem Freund antreten, sodass ich mir sicher sein kann, dass egal was für Herausforderungen auf uns zukommen ich nicht alleine bin und wir sowohl die schönen, als auch traurigen Momente miteinander teilen können!

Dann ging alles ganz schnell und schon sind wir in Manila gelandet. Der erste Eindruck bestätigt meine Erwartungen: laut, dreckig und chaotisch. Das komplette Gegenteil von dem ruhigen und entspannten Leben auf dem Dorf, wie ich es kenne. Ich muss mich schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen und lernen, dass ich nicht alles kontrollieren und planen kann. Auch wenn ich mich während der Fahrten aufgrund der fehlenden Verkehrsregeln immer etwas unwohl gefühlt habe, so kann ich im Nachhinein sagen, dass ich froh bin auch diese Erfahrungen gemacht zu haben.

Abgesehen von dem Verkehr ist mir direkt aufgefallen, dass Manila eine Stadt der Extreme ist. Die Grenze zwischen Arm und Reich liegt meilenweit auseinander. Unfassbar traurig anzusehen, wie in der einen Ecke der Stadt eine Shoppingmall steht, wo Luxusartikel verkauft werden und davor betteln Familien, um sich eine Mahlzeit leisten zu können. Die Armut ist leider ein Teil der Philippinen und ein tägliches Problem. Ein Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Bildung, Unterernährung ist ein immenses Problem, das verunreinigte Wasser und die mangelnde Infrastruktur machen ein Leben auf den Philippinen sehr schwer. Am Ende des ersten Tages musste ich versuchen diese einschneidenden Eindrücke zu verarbeiten und so kam eine unglaubliche Dankbarkeit in mir hoch. Ich bin dankbar eine Familie zu haben, in Deutschland zu wohnen, ein Dach über dem Kopf zu haben, mir keine Gedanken um mein Essen machen zu müssen und meinem Studium nachgehen zu können. Danke!

Schon allein für diese Erkenntnis hat sich die Reise gelohnt, aber was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass dies erst der Anfang ist und ich noch viel mehr aus diesem Abenteuer für mich mitnehmen kann.

Angekommen im Kinderheim wurden wir von den Heimkindern herzlich und mit wunderschönem Gesang in Empfang genommen. Da ein Großteil unserer Reisegruppe bereits das Kinderheim besucht hat sind hier die ersten Tränen bei meinen Mitreisenden gelaufen. Das Wiedersehen hat die schönen Erinnerungen aus den vergangenen Reisen hervorgerufen und auch ich wurde direkt in den Bann gerissen. Die Freude und Herzlichkeit der Kinder haben mich bei der Ankunft sehr bewegt.

Die unendliche Liebe, welche die Kinder mir weitergegeben haben ist gigantisch und seit dem ersten Moment habe ich mich wohlgefühlt. Ich wurde von dem Gegenteil überzeugt und meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen. Mit einer Selbstverständlichkeit haben mir die Kinder ein Stück von ihrem Brot angeboten, sie stehen sofort auf um dir einen Platz anzubieten oder warten morgens sehnsüchtig auf dich, um dir „Guten Morgen“ zu sagen und dir einen schönen Tag zu wünschen. Auch wenn ich diese Art der Wertschätzung für sehr unangenehm empfinde, wäre es wünschenswert, auch in Deutschland diese Dankbarkeit, Fürsorglichkeit und Aufmerksamkeit der Gesellschaft beobachten zu können.

Während unserer Zeit haben wir versucht möglichst viel positives an die Heimkinder und die gesamte FACE-Familie zurückzugeben. Dank der Spendengelder konnten wir Eis für die Kinder kaufen, einen Monatsvorrat an Lebensmitteln finanzieren, Hygieneartikel besorgen, den Kindern ein gemeinsames Wochenende in Balatan, bei Schwester Felicitas, ermöglichen und vieles mehr. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der ganzen Gruppe herzlich bei allen Spendern bedanken.

Überwältigt von den positiven Eindrücken habe ich leider auch viele schlechte Seiten der Philippinen kennenlernen müssen. Täglich wurden wir mit den Folgen der Armut konfrontiert und auch viele streunende Hunde und Katzen, die um jede Mahlzeit kämpfen müssen, sind mir begegnet. Es ist unglaublich schwierig anzusehen, wie sehr die Bevölkerung unter den Lebensbedingungen leidet.

Ein weiteres einschneidendes und unglaublich emotionales Erlebnis war für mich der Besuch bei Imelda. Sie ist ein ehemaliges Heimkind, 24 Jahre alt und auf eine Spenderniere angewiesen. Leider ist das philippinische Gesundheitssystem nicht annähernd mit dem Deutschen vergleichbar und ihre Familie muss die laufenden Kosten für die Dialyse und die Kosten für die Transplantation privat finanzieren, was schier unmöglich ist. Aktuell läuft eine Spendenaktion von Katja Dienst und Monika Scharfe, wodurch die monatlichen Kosten gedeckt werden können. Des Weiteren organisiert Stefanie Ketter Yogaeinheiten, welche auf Spendenbasis für Imelda stattfinden. Einen großen Dank an euch! Leider ist es noch ein langer Weg, bis ausreichend Geld für eine Transplantation zusammenkommt, geschweige denn eine Spenderniere gefunden wird. An dem Tag unseres Besuches hat sich die gesamte Familie von Imelda sehr dankbar für die Unterstützung gezeigt. Der Kämpfergeist von Imelda und ihre Lebensfreude ist so beeindruckend, dass ich trotz der traurigen Umstände etwas positives aus dem berührenden Tag mitnehmen konnte: Ich sollte meine Gesundheit und die meiner Familie mehr schätzen, mir die positiven Dinge vor Augen führen und meine Ziele immer weiter verfolgen.

Die drei Wochen vergingen wie im Flug und wir haben noch unglaublich viel erlebt. Wie bereits oben erwähnt haben wir Schwester Felicitas gemeinsam mit den Heimkindern in Balatan besucht. Die Kinder waren vor dem Ausflug extrem aufgeregt und standen mit gepackten Sachen vor uns, als wir uns an dem Morgen verschlafen auf dem Weg zum Frühstück gemacht haben. Ein Ausflug dieser Art ist sehr besonders für die Kinder und schon die Fahrt nach Balatan ist ein Highlight für alle. Das Strahlen in den Kinderaugen, als wir angekommen sind ist unbeschreiblich schön und es dauerte nicht lange, bis die Kinder planschend und lachend im Meer gespielt haben. Zwei Tage etwas anderes sehen und jeden Moment genießen! Schwester Vanice hatte die Idee, mit der Gruppe ein kleines Team-Building Projekt zu starten. So wurden wir in kleine Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe hat sich einen eigenen Schlachtruf mit dazugehörigem Tanz überlegt und schon ging es los! Am Strand verteilt haben wir verschiedene Aufgaben im Team gelöst und alle Gruppen hatten einen riesen Spaß.

Außerdem durfte ein Ausflug auf eine der Außenstellen des Kinderheims in San Pedro nicht fehlen. Des Weiteren haben wir ein gemeinsames Abendessen mit den Kindern und Mitarbeitern des Kinderheims und der Schule organisiert und in jeder freien Minute haben wir mit den Kindern gespielt, gesungen und getanzt. Es ist unmöglich diese Erlebnisse in Worte zu fassen. Ich kann mich nur wiederholen und sagen, dass ich vollauf begeistert bin, mit was für einer Leichtigkeit und Zufriedenheit die Kinder durch das Leben gehen. Sie genießen jeden noch so kleinen Moment, sind dankbar für Kleinigkeiten und passen aufeinander auf. Mein Herz ist gefüllt mit Liebe und Glückseligkeit und das habe ich dem Kinderheim zu verdanken!

Ich bin überglücklich und möchte mich bei allen, die ich auf der Reise kennengelernt habe und die mich begleitet haben, für die unvergessliche, aber auch emotionale Zeit bedanken. Die Erinnerungen dieser Reise werde ich für immer in meinem Herzen tragen!

Salamat po! 

Imelda

Imelda ist, ähnlich wie Marivic, als Kind ins FaCe gegangen. Im Anschluss an ihre Zeit dort hat sie das Studium zur Lehrerin absolviert. So ist bis dahin die ganz ursprüngliche Absicht der Gründung des Centers wahr geworden: Kindern aus armen Verhältnissen gute Bildungschancen zu ermöglichen, mit denen sie als Erwachsene ein gutes Auskommen erreichen können. Leider wurde Imelda jedoch mit 22 Jahren sehr krank und braucht mindestens Dialyse, eigentlich aber eine Nierentransplantation. Da das Gesundheitssystem auf den Philippinen eine Krankenversicherung wie bei uns nicht kennt, ist alles selbst zu finanzieren. Ihre Eltern verdienen im Monat weniger als die Dialyse kostet, Imelda ist nicht das einzige Kind der Familie. Zu diesem Zweck gibt es eine eigene Spendenaktion - da Imelda das FaCe ja bereits verlassen hat, fällt sich nicht unter die Förderung des hier beschriebenen Projekts zur Unterstützung des Fatima-Centers.

Imelda ist sehr dankbar für die Unterstützung - der Besuch bei ihr war sehr berührend. Als kleines, greifbares Geschenk hatten wir ihr eine kleine Marienfigur mitgebracht, die sie die ganze Zeit in Händen hielt - auch auf den Fotos.

Weitere Informationen können Sie per Email unter kandm.for.imelda@gmail.com anfordern. Das Spendenkonto lautet: DE38 5115 1919 0085 4902 17 / Spendenzweck: Imelda.

Da es sich hier um eine ganz private Aktion handelt, bei der 100% der Spenden an die Versorgung von Imelda gehen, kann im Moment leider keine Spendenquittung ausgestellt werden.

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